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Haspa Marathon Hamburg
Weltklasse-Zeiten, kenianische Triumphe und Riesenpech für Katharina Steinruck

| von Jörg Wenig

Beim Haspa Marathon Hamburg gewinnen Bernard Koech und Irine Cheptai mit Weltklassezeiten. Sebastian Hendel zeigt ein starkes Rennen. Katharina Heinig rennt in eine Verpflegungsstation und muss aufgeben.

Bernard Koech triumphierte in Hamburg nach einem eindrucksvollen Rennen in 2:04:24 Stunden und erzielte die achtschnellste Zeit des Jahres weltweit. Seinen Streckenrekord verpasste Bernard Koech um lediglich 15 Sekunden. Eine starke Leistung zeigte Sebastian Hendel (LG Braunschweig), der sich als Zehnter auf 2:08:51 verbesserte und damit zum neuntschnellsten deutschen Läufer aller Zeiten wurde.

Zum ersten Mal seit 2006 gab es beim Haspa Marathon Hamburg im Männerrennen eine erfolgreiche Titelverteidigung. Damals hatte der Spanier Julio Rey seinen Sieg wiederholt. Hinter dem Kenianer wurde Haymanot Alew (Äthiopier) Zweiter in 2:05:30. Auf Rang drei lief Philemon Kiplimo (Kenia) mit 2:05:37.

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Irine Cheptai mit einem der schnellsten Marathon-Debüts überhaupt

Im Rennen der Frauen gab es einen spannenden Zweikampf, den Irine Cheptai schließlich in 2:18:22 Stunden gewann. Damit lief sie eines der schnellsten Debüts aller Zeiten. Nur drei Sekunden später überquerte ihre kenianische Landsfrau Winfridah Moseti die Ziellinie (2:18:25). Es sind die zweit- und drittschnellsten Zeiten in der Geschichte des Rennens und in der Jahresweltbestenliste sortierten sich die Kenianerinnen auf den Rängen elf und zwölf ein. Dritte wurde die Äthiopierin Gotytom Gebreslase mit 2:21:19. Nachdem Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) wegen einer Kollision mit einem Tisch, auf dem Verpflegung stand, verletzungsbedingt das Rennen aufgeben musste und zuvor auch Kristina Hendel (LG Braunschweig) aufgegeben hatte, wurde Rabea Schöneborn (SCC Berlin) auf Rang 13. in 2:35:07 beste Deutsche.

Für die 38. Auflage des Haspa Marathon Hamburg hatten die Veranstalter die Rekord-Meldezahl von 38.210 Athleten registriert. Darunter sind 15.000 Marathonläufer. „Es war ein super Rennen mit einigen der schnellsten Zeiten, die wir hier je gesehen haben. Für viele Athleten wurde es aber schwer, weil es plötzlich sehr warm wurde“, sagte Chef-Organisator Frank Thaleiser.

Die Männer-Spitzengruppe lief sehr lange im Bereich des Streckenrekordes von 2:04:09, den Bernard Koech vor einem Jahr aufgestellt hatte. Nachdem sich der Titelverteidiger bereits kurz nach der 30-km-Marke mit einem superschnellen nächsten 5-km-Abschnitt von 14:17 Minuten (das wäre über die komplette Distanz gesehen Weltrekordtempo) von seinen Konkurrenten entscheidend gelöst hatte, deuteten die Zwischenzeiten sogar auf ein Ergebnis von 2:03:30 hin. „Dann aber hatte ich eine schwierige Phase und habe dadurch den Streckenrekord knapp verpasst“, sagte Bernard Koech später. „Aber so ist der Sport, ich bin überhaupt nicht enttäuscht. Es war ein tolles Rennen und kann mir vorstellen, im nächsten Jahr wieder hier zu starten.“ Zum zweiten Mal nach 2022 liefen gleich vier Athleten unter 2:06:00.

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Sebastian Hendel steigert sich auf 2:08:51 Stunden

Überraschend war es Sebastian Hendel, der für das deutsche Highlight in Hamburg sorgte. Mit einer 2:10:14-Bestzeit ins Rennen gegangen, lief er mutig in einer Gruppe, die die Halbmarathon-Marke in 63:48 passierte. Noch bei Kilometer 35 lag er auf Kurs für eine Zeit von ganz knapp unter 2:08:00. Danach wurde Sebastian Hendel dann zwar deutlich langsamer, doch mit 2:08:51 steigerte sich der 28-Jährige deutlich. „Bis Kilometer 30 lief es überraschend gut. Hinten raus haben Wärme und Wind mir dann den Stecker gezogen - aber ich kann mich nicht beschweren und bin sehr froh über diese Steigerung“, sagte Sebastian Hendel. „Vielleicht kann ich bei meinem nächsten Marathon im Herbst noch mal einen weiteren Schritt machen - aber man kann natürlich auch nicht immer eine Bestzeit erwarten.“

Riesenpech für Katharina Steinruck

Im Rennen der Frauen liefen lange Zeit die Weltmeisterin von 2022, Gotytom Gebreslase, sowie die Kenianerinnen Irine Cheptai und Winfridah Moseti gemeinsam an der Spitze. Rund zehn Kilometer vor dem Ziel fiel dann Gebreslase zurück. Am Ende wurde sie Dritte mit 2:21:19, und damit könnte ihr Traum vom Olympiastart geplatzt sein. An der Spitze fiel die Entscheidung erst auf der Zielgeraden. Die Crosslauf-Weltmeisterin von 2017, Irine Cheptai, krönte ihr Marathon-Debüt mit einem großen Sieg in 2:18:22 vor Winfridah Moseti (2:18:25). Die beiden Kenianerinnen liefen dabei die zweite Hälfte deutlich schneller als die erste.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich gewinnen könnte“, sagte die Kenianerin. „Vielleicht kann ich in meinem nächsten Marathon 2:14 bis 2:15 laufen. Ich würde gerne nächstes Jahr wieder in Hamburg starten.“  Auf Platz sieben erreichte die Argentinierin Daiana Ocampo mit 2:26:24 als einzige im Feld die Olympia-Qualifikation.

Großes Pech hatte Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt). Kurz vor der Halbmarathonmarke musste sie an einer Verpflegungsstation einem Tempomacher ausweichen, knallte in der Folge gegen einen der Tische, stürzte und musste das Rennen kurz danach verletzt aufgeben. Da zuvor schon Kristina Hendel aussteigen musste, wurde Rabea Schöneborn mit 2:35:07 beste Deutsche. „Am Anfang lief es gut, aber dann musste ich kämpfen. Ich wollte unbedingt ins Ziel kommen, das habe ich geschafft. Aber mit der Zeit bin ich nicht so ganz zufrieden“, sagte Rabea Schöneborn.